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wegfahrten  


Die Zeit ist ein Kaugummi, der seinen Geschmack verloren hat. Halbzeit.
 


3609,062 km.
 


Es lagen Welten der Menschlichkeit zwischen meinem Anruf bei einer deutschen Versicherung und den Sprechsalven der Beruhigung eines portugiesischen Hotelmitarbeiters, der mich später außerhalb seines Dienstes noch einmal anrief, um für mein Abendessen zu sorgen. Wohltäter.
Beim Duft des tiefschwarzen, perfekten Kaffees, der heißen Milch und des süß-salzigen bolo fiel die Sorge von mir ab.
Ein Lob dem Evel branco.
Ich trug ein Bändchen mit meinem Namen und wurde durch leere Gänge gerollt. Ab und an tätschelte ein Pfleger beruhigend meine Schulter.
Ich war zufrieden.
Viele kleine und große Rädchen mussten in der Maschinerie der Geschichte bewegt werden, damit es genau so kommen konnte.
Einen Moment kurz bevor die Welle bricht, kann man fast durch sie hindurch sehen.
"... und er hielt das zart beschlagene, eiskalte Glas hin, in dem der Wein goldblond schaukelte" (Nádas 2012, S. 784).
Ich hatte intensive Träume.

Ich wollte ihn am ganzen Körper ablecken, um ihn ganz wiederzuhaben.
 


Schick ihm Wind, Sonne und sei sanft in deinem Herzen, oh Poseidon.
 


Otterstation und Karlshagen als nominaliter getrennte Bereiche. Warten auf die Zeit (realiter).
 


Und dann dein Bild in den Wolken und der Wind von oben
Du da, ich hier
Mit großen Herzen
Mit großen Herzen.
 


Nearing the night.
 


Der vollbesetzte Telefonierwagen fuhr gen Westen. Dunkle Wolken und ein zartes Propellerfeld. In eine lange Fahrt gleitet man langsam hinein und häutet sich unterwegs. Sie markert in dem dicken Lexikon mit Hochglanzpapier jedes zweite Wort an. Er hat seinen Klingelton auf Lautstärke max. Von hinten hängt ein Ärmel über meine Lehne. Kurzer Blick in die Zukunft: Mein zufällig daran hängenbleibendes Haar führt daheim zu einem Ehestreit, zu einer Scheidung. Die sich entwickelnde Nähe der Speisewagensitzer auf einer langen Fahrt. Ich lese die „Textkritik“. Ich mache eigentlich nie, was ich mir zu arbeiten vornehme. Der Sadismus der penetrant diskutierenden Frau: „Ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört“, flötet sie beim Abschied. Das Wunder der Zufälligkeit. Sogar in einem Zug. Der Traum, in dem mir etwas Wichtiges gesagt worden ist, etwas Entscheidendes, er ist fort. Vergessen beim ersten bewussten Atemzug. Das Gehetzte in mir verschwindet langsam.

Die Wohnung als dunkles Lebewesen. Sie spüren es nicht. Das hellrote Licht im Bad. Überall Dinge und Chilipflanzen. Meine Sehnsucht nach seinem Geruch, nach der inneren Heiterkeit als essentielle Eigenschaft, während die Düsternis des Ortes langsam durch meine Poren nach innen dringt.

Holz Wunderle bei einer Signalstörung vor Frankfurt. Dass die Mutter ausgerechnet die Geschichte vom heldenhaften Bepinkeln des Monsters auf dem Klo vorlesen muss. Kopfschmerzen. Ich beschließe, dagegen anzutrinken. Die Stimme gab die nächste Prognose für Frankfurt durch. Je weiter ich nach Norden kam, desto wohler fühlte ich mich. Und dass die beste Freundin nicht im Licht leben kann, sondern nur im kleinstädtischen Dunkel. Der Speisewagen ist voll mit wichtigen Männern. Männern mit Fragebögen, mit Geschäftsbriefen, mit Tabellen, mit Fachzeitschriften, mit Handy, mit Laptop. Dazwischen ein paar kluge Frauen. Das Paar, das sich vollkommen spiegelbildlich verhält und dabei nicht miteinander redet. Beim zweiten Fläschchen Wein fällt man raus aus dem Strom der Vorbildlichen. Das Wissen, dass wir beide zusammen immer in Bewegung sein werden, Sinuswellen, ein Perpetuum mobile. Kein Stillstand, sondern Veränderung. Die Sonne auf den Tischen schafft es bis in die Seelen. Blood, sweat and tears. Und zwischendurch eine Ahnung davon, dass Angst nicht nötig ist, niemals. Der Wahnwitz einer unwahrscheinlichen Begegnung bringt mich vor Glück zum Lachen. Ich möchte alle Kindheitsgeschichten zu einer Geschichte des menschlichen Universums verquicken. Im Innern bin ich älter. Oder ohne Alter. Der Flow eines stetigen Rausches.
 


Braungrau, Schlammgrau, Dreckgau, Kachelgrau, Rotgrau, Ohnefarbegrau. Ich wünsche mich in einen tschechischen Speisewagen, der nicht nur mich allein auf eine Sonneninsel in einem warmen Meer bringt.
 


Feuer & Flamme.

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