Sie betreten die Bar. Alle Stühle sind besetzt. Sie stellen sich an die Theke. Sie tragen große blaue Fischohrringe. „Es gibt hier einen Fehler“, sagt die eine und schlägt mit der flachen Hand auf die Theke „Ja?“ „Es gibt Untersuchungen über den Zusammenhang von Verweildauer von Gästen und die Höhen von Stühlen und Theken. Hier stimmt das Verhältnis nicht.“ Sie bestellt einen Himbeer-Daiquiri. Riesengroß, gegen die Leere in ihrem Innern. Menschliche Reservoirs. Sie sagt Apperoll. Sie hat etwas darüber gelesen. „Wenn du dich mal verteidigen musst, auf die Nase. Immer auf die Nase.“ Hinter dem Ranglum steigt der Dampf des heißen Abwaschwassers auf. Paar-Bar. Angeben mit Knasterlebnissen. Ficken ohne Verluste. Er knallt die Hand auf den Tisch. „Nur so kannst du mit den Leuten reden. Nur so!“ In spätestens zehn Jahren will ihn keine Frau mehr. Oder doch? Mögen Frauen das? Er lacht laut. Sie kontrollieren, wer wie viel nachgeschenkt bekommt. Immer brauche ich einen Schubs, um das zu tun, was ich will. Die Profi-Eiswürfel schmelzen nicht. Er redet zu viel. Sie kommt zu kurz. Ihr Oberschenkel nicht. Tattoos. Vor anderthalb Jahren. Das Oberarmband. Der Superstress. Seine Liebe zum Dreckigen und Verruchten. Meine Liebe zum Dreckigen und Verruchten. „Ey, sorry. Sowas fass ich imma gar nicht.“ Der Griff der Vernunft nach rechts. Der Griff des begehrlichen Teils nach links. „Es war dunkel. Stockdunkel.“ Er erläutert die Bedienung der Klotür 43 Mal an einem Abend. „Ich verliere nie etwas, würde mir nie passieren. Das hier: Sechstausend Euro. Mein Notgroschen.“ Fuck you. Einen ganzen Abend ackert der Mann. Jetzt liegt seine Hand auf ihrem Arsch. Er lächelt selig. Sie entschuldigt sich für drei Minuten Verspätung des Drinks. Erstaunlich, wie die frischen Paare äußerlich zusammenpassen. Aber die rechts werden glücklich. Die links nicht. Das Brennen in den Armen. Das Kribbeln in den Fingerspitzen. Da sitzt er.
enhyloi - 07.02.2011